"Darmstädter Echo" 7.6.2010

Abschiedshymne für Torhüter Seebach

GERNSHEIM.
Es war sein vorletztes Fußballspiel als Aktiver beim SV Concordia Gernsheim. Morgen, Dienstag, ab 19 Uhr hütet Ralf Seebach nochmals das Tor der zweiten Mannschaft, wenn sie in der Relegationsrunde beim VfR Rüsselsheim um den Aufstieg in die Kreisliga B eifert. Dann ist Schluss.

Den angemessenen Rahmen für eine Verabschiedung bot aber bereits die vorgestrige Partie, da sich die Traditionsmannschaft von Eintracht Frankfurt mit einem weiteren Prominententeam maß. Anlass des Benefizspiels zugunsten der Ober-Ramstädter Stiftung “Kids Care”, die Menschen mit Behinderungen unterstützt, war das hundertjährige Bestehen des SV Concordia.

Seebach begann in der ersten Halbzeit zunächst für das Team der “Sportsoutlet24 & Friends”, um dann ins Eintracht-Tor zu wechseln. Denn der Keeper der Frankfurter, Joachim Jüriens, konnte wegen einer Verletzung nicht weiterspielen.

Als sich Seebach zum wiederholten Mal durch eine Rettungstat hervor tat, rief ihm Ralf Falkenmayer (385 Bundesligaspiele für die Eintracht) zu: “Endlich haben wir einen richtigen Torhüter.” Mit seinen Paraden trug der Gelobte dazu bei, dass die Männer mit dem Adler auf dem Trikot mit 8:5 (2:1) gewannen.

Kaum hatte Schiedsrichter Sascha Maus vom SV Concordia das Spiel abgepfiffen, beschallte die Abschiedshymne “Time to say goodbye” das Sportgelände am Kaffeedamm. Der Leiter der Concordia-Fußballabteilung, Klaus Ruppert, erklärte den gut 200 Zuschauern, Seebach spiele seit sieben Jahren bei dem Gernsheimer Verein.

In dieser Zeit habe er in mehr als 160 Pflichtspielen zwischen den Pfosten gestanden. Stets sei er “sehr zuverlässig” gewesen. Deshalb sagte der Trainer des SV Concordia, Marco Pertot: “Von mir aus könnte der Ralf noch zehn Jahre lang spielen.” Als Jugendtrainer engagiert sich Seebach aber weiter im Verein vom Kaffeedamm.

Der Größte in dem Benefizspiel aber war der 2,15 Meter lange Robert Maras. Stand der Basketball-Nationalspieler von Bayern München neben der einzigen Frau auf dem Platz, der Zweitliga-Fußballerin Julia Losert (1. FFC Frankfurt II), musste die 1,59 Meter kleine Leeheimerin aufschauen.

Von den ebenfalls eingeladenen Ex-Profis Marco Rehmer, Dieter Eilts, Andreas Herzog, Markus Münch und Bruno Labbadia erhielt der Organisator des Prominentenspiels, Andree Wiedener, zum Teil kurzfristige Absagen. Doch der Geschäftsführer von Sportsoutlet24, selbst ehemals in der Bundesliga am Ball (Werder Bremen und Eintracht Frankfurt), äußerte Verständnis für deren Terminprobleme.

Dennoch war der Vierzigjährige, der am Samstag für beide Mannschaften spielte, zufrieden mit dem Prominentenaufgebot: “Solche Leute sieht man sicherlich nicht alle Tage hier in Gernsheim.”

Mit dem heutigen Sportmanager der Offenbacher Kickers, Andreas Möller (ehemals bei Eintracht Frankfurt, Juventus Turin, Borussia Dortmund und Schalke 04), stürmte sogar ein Weltmeister von 1990 für die Sportsoutlet-Auswahl.

Die Tore schossen aber andere: Marco Pertot, Peter Steul und der Schwergewichts-Boxer Willi “de Ox” Fischer, der zweimal traf. Und Wolfgang Buchta, als geschäftliche “rechte Hand von Wiedener” vorgestellt, gewann mit seinem Tor eine Wette gegen den Moderator. Jener Uwe Keck spendete daraufhin hundert Euro für Kids Care.

Für die Eintracht trafen Patrick Glöckner, Michael Anicic (2), Patrick Falk (3) und Ronald Borchers (2). Außer Borchers spielte mit Norbert Nachtweih, der tags zuvor seinen 53. Geburtstag gefeiert hatte, ein weiterer Fußballer aus jener Mannschaft, die im Mai 1980 den Uefa-Pokal gewann. Auch der Leiter des Traditionsteams, Karl-Heinz “Charly” Körbel, gehörte zu den damaligen Uefa-Pokal-Siegern um Trainer Friedel Rausch.

Einen unfreiwilligen, allerdings selbst verschuldeten Kurzauftritt in Gernsheim hatte Ande Werner vom Comedyduo “Mundstuhl”. Als er nach einer halben Stunde eingewechselt wurde, lief er ohne Schuhe aufs Spielfeld. Auf die Ermahnung von Schiedsrichter Maus, er möge sich doch, bitteschön, regelgerecht gekleidet zur Balljagd begeben, deutete Werner auf seine Füße und entgegnete: “Das sind weiße Schuhe, die sieht man nicht.”

Das fand Maus zwar spaßig. Dennoch blieb dem Schiedsrichter nichts anderes übrig, als den aufsässigen Komödianten mit der roten Karte des Feldes zu verweisen. Mit der Folge, dass die Sportsoutlet-Elf fortan nur noch zu zehnt spielen durfte. Einen Platz in diesem Team ersteigert hatte sich Markus Mis, der sich seine Einsatzzeit mit seinem Bruder Stefan teilte.

Die Frage an die beiden Gernsheimer Geschäftsleute, was ihnen der Kick unter Prominenten wert war, beantwortete Markus Mis so: “Wir hätten alles bezahlt.” Die genaue Summe, die ebenfalls in den Spendentopf floss, behielt er aber für sich.

Jenseits des Spielfelds konnten sich Kinder in der Hüpfburg und im Spielmobil des Kinderschutzbundes austoben. Zudem gab es eine Tombola.

In der Halbzeitpause wurde die U15-Mannschaft des SV Concordia für ihren Aufstieg in die Hessenliga geehrt. Einen Ausschnitt ihres Programms zeigte die Schautanz-Formation “Dancing Angels” von der TSG Blau-Silber Gernsheim, die bei der Europameisterschaft im Mai in Linz (Österreich) den dritten Platz geschafft hatte.


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